Arbeitslosen-Quoten der kreisfreien Städte und Landkreise im Vergleich

Ein typisches Ziel der Wirtschaftsförderung ist es, ortsansässige Unternehmen am Standort zu halten und neue Unternehmen anzulocken. Dadurch will die Wirtschaftsförderung bestehende Arbeitsplätze erhalten und neue (attraktive) Arbeitsplätze schaffen. Eine wichtige Zielgröße ist daher die Arbeitslosen-Quote. Diese gilt es zu senken oder zumindest auf dem aktuellen Niveau zu halten.

Wie hoch die Arbeitslosen-Quote im eigenen Gebiet ist, lässt sich am besten aus einem Vergleich mit anderen Städten und Landkreisen beurteilen. Daher vergleicht der vorliegende Beitrag die Höhe der Arbeitslosen-Quote in den 106 kreisfreien Städten und 294 Landkreisen für das Jahr 2022.

Allgemeine Vorbemerkungen

Die Datenquelle für diesen Beitrag ist die folgende Statistik der Bundesagentur für Arbeit:

Bundesagentur für Arbeit: Arbeitslose und Arbeitslosenquoten – Deutschland, Länder, Kreise und Gemeinden (Zeitreihe Monats- und Jahreszahlen)

Der Beitrag analysiert die Arbeitslosen-Quote im Jahresdurchschnitt 2022. Der Jahresdurchschnitt eignet sich für die Analyse besser als ein einzelner Monat (z.B. Dezember 2022), da die Arbeitslosen-Quote saisonal schwankt. So beschäftigt z.B. in die Bauwirtschaft im Winter witterungsbedingt weniger Menschen.

Die Arbeitslosen-Quote ist eine häufig genutzte, allgemeine Kennzahl für die Arbeitsmarkt- und Beschäftigungslage. Wie fast alle Kennzahlen hat aber auch die Arbeitslosen-Quote mehrere Schwächen, von denen einige hier beispielhaft erläutert werden. So gibt es z.B. Personen, die sich nicht arbeitslos gemeldet haben, die aber bereit wären, eine Arbeitsstelle anzunehmen. Solche Personen sind nicht als Arbeitslose erfasst. Zudem kann die Arbeitslosen-Quote die Attraktivität einer Arbeitsstelle nicht erfassen. So gelten z.B. unbefristete Stellen i.d.R. als attraktiver als befristete Stellen. Ebenso wird nicht erfasst, wie gut die Stelle bezahlt ist. Diese und weitere Schwächen der Arbeitslosen-Quote sind bei ihrer Interpretation zu beachten.

Weitere allgemeine Informationen zur Kennzahl „Arbeitslosen-Quote“ (z.B. zur Berechnung) finden Sie unter folgendem Link:

Bundesagentur für Arbeit: Kennzahlensteckbrief Arbeitslosenquote

Tendenziell ist die Arbeitslosen-Quote in den kreisfreien Städten höher als in den Landkreisen: Im Durchschnitt lag sie 2022 in den 106 kreisfreien Städte bei 6,7 % und in den 294 Landkreisen bei 4,2 %. Der vorliegende Beitrag analysiert die kreisfreien Städte und die Landkreise daher getrennt.

Die kreisfreien Städte sind meist dicht besiedelt und zugleich i.d.R. die größten Städte in ihrem Bundesland. Es gibt aber auch einzelne Ausnahmen: So zählen die regionsangehörigen Großstädte Aachen, Hannover und Saarbrücken zu den kreisangehörigen Städten. Kreisfreie Städte gibt es in allen Flächenländern außer dem Saarland.

Bei einigen Kennzahlen sind die Stadtstaaten nicht und nur eingeschränkt mit den Kommunen der Flächenländer vergleichbar, weil Stadtstaaten zugleich Land und Kommune sind (z.B. bei den öffentlichen Einnahmen und Ausgaben). Bei der Kennzahl „Arbeitslosen-Quote“ ist diese Frage jedoch weniger relevant. Daher werden die vier Städte der Stadtstaaten (Berlin, Bremen, Bremerhaven und Hamburg) hier ebenfalls einbezogen und zu den kreisfreien Städten gezählt.

Die Landkreise (kurz: Kreise) und ihre kreisangehörigen Städte und Gemeinden decken i.d.R. die dünner besiedelten Gebiete eines Flächenlandes ab (z.B. ländlicher Raum). Es gibt aber auch dicht besiedelte Landkreise (z.B. Kreis Mettmann, Main-Taunus-Kreis). Landkreise gibt es in allen 13 Flächenländern. Zu den Landkreisen zählen auch die Städteregion Aachen, die Region Hannover und der Regionalverband Saarbrücken.

Für die zwei Ländervergleich-Tabellen wird eine durchschnittliche Arbeitslosen-Quote berechnet. Es handelt sich hierbei um das arithmetische Mittel der Einzelwerte (d.h. ohne Gewichtung der Einzelwerte).

In den Abbildungen 1 und 2 wird hinter dem Namen der Stadt bzw. des Landkreises das Bundesland genannt, in dem diese Stadt bzw. dieser Landkreis liegt. Hierbei werden folgende Abkürzungen genutzt: BW = Baden-Württemberg, BY = Bayern, BE = Berlin, BB = Brandenburg, HB = Bremen, HH = Hamburg, HE = Hessen, MV = Mecklenburg-Vorpommern, NI = Niedersachsen, NW = Nordrhein-Westfalen, RP = Rheinland-Pfalz, SN = Sachsen, ST = Sachsen-Anhalt, SH = Schleswig-Holstein, TH = Thüringen.

Kreisfreie Städte

Wie Abbildung 1 zeigt, befinden sich die niedrigsten und die höchsten Arbeitslosen-Quoten jeweils nur in kreisfreien Städten, die in den alten Ländern liegen. Die höchste Arbeitslosen-Quote haben demnach die Städte Gelsenkirchen (14,1 %) und Bremerhaven (13,3 %).

Bei den niedrigsten Arbeitslosen-Quoten sind abweichend sechs statt fünf Städte dargestellt, da sich Ulm und Würzburg mit jeweils 3,5 % den 5. Platz teilen. Die niedrigsten Arbeitslosen-Quoten haben v.a. Städte in Bayern. Die einzige nicht-bayerische Stadt ist Ulm in Baden-Württemberg. Memmingen hat mit 3,2 % die niedrigste Arbeitslosen-Quote aller kreisfreien Städte in Deutschland.

Die fünf kreisfreien Städte mit der höchsten und niedrigsten Arbeitslosen-Quote im Jahresdurchschnitt 2022

Die Ballung von kreisfreien Städten in Bayern zeigt, dass ein Ländervergleich aufschlussreich wäre, um die Extremwerte in anderen Ländern zu identifizieren. Zudem ist in Tabelle 1 die durchschnittliche Arbeitslosen-Quote dargestellt.

Auffällig ist, dass die südlichen Flächenländer im Durchschnitt die niedrigsten Arbeitslosen-Quoten haben: Dies gilt in den alten Flächenländern für Baden-Württemberg und Bayern und in den neuen Flächenländern für Sachsen und Thüringen.

Tabelle 1 zeigt, dass es innerhalb der Länder teilweise sehr deutliche Unterschiede in der Arbeitslosen-Quote gibt. Besonders hervor sticht Nordrhein-Westfalen, wo die Spannweite von 4,4 % in Münster bis 14,1 % in Gelsenkirchen reicht.

Niedrigste, durchschnittliche und höchste Arbeitslosen-Quote der kreisfreien Städte im Jahresdurchschnitt 2022 im Ländervergleich

Landkreise

Die niedrigste Arbeitslosen-Quote hat der Landkreis Eichstätt mit 1,7 %, gefolgt vom Landkreis Main-Spessart mit 1,8 %. Bei den Landkreisen nimmt Bayern erneut die Plätze mit der niedrigsten Arbeitslosen-Quote ein: In den Top-5 sind sogar nur Landkreise aus Bayern vertreten. Auch die weiteren Plätze werden von Bayern dominiert. Unter den 38 Landkreisen mit der niedrigsten Arbeitslosen-Quote liegen nur vier nicht in Bayern. Der erste nicht-bayerische Landkreis ist der Landkreis Biberach in Baden-Württemberg (2,1 %) auf dem geteilten 10. Platz.

Die höchsten Arbeitslosen-Quoten haben v.a. Landkreise in den neuen Flächenländern. Einzig der Regionalverband Saarbrücken fällt hier aus der Reihe. Am höchsten ist die Arbeitslosen-Quote im Landkreis Uckermark (9,6 %) und im Landkreis Mansfeld-Südharz (9,5 %). Beide Landkreise gelten wirtschaftlich als strukturschwach.

Die vier Landkreise Uckermark, Mansfeld-Südharz, Stendal und Vorpommern-Rügen sind zudem relativ dünn besiedelt (weniger als 100 Einwohner*innen je km²). Der Landkreis Uckermark hat die drittniedrigste Bevölkerungsdichte aller Landkreise in Deutschland (38 Einwohner*innen je km²). Die einzige Ausnahme ist erneut der Regionalverband Saarbrücken: Mit 796 Einwohner*innen je km² ist er der Landkreis mit der sechsthöchsten Bevölkerungsdichte in Deutschland.

Statistisches Bundesamt: Kreisfreie Städte und Landkreise nach Fläche, Bevölkerung und Bevölkerungsdichte am 31.12.2021

Die Bevölkerungsdichte alleine kann eine hohe Arbeitslosen-Quote allerdings nicht erklären: Zum 31.12.2021 haben insgesamt 66 von 294 Landkreisen (22,4 %) eine Bevölkerungsdichte von weniger als 100 Einwohner*innen je km². Darunter sind u.a. 17 bayerische Landkreise, die alle eine Arbeitslosen-Quote von weniger als 3,5 % haben. Einer dieser 17 Landkreise ist mit 95 Einwohner*innen je km² der bereits erwähnte Landkreis Main-Spessart (1,8 %).

Die fünf Landkreise (LK) mit der höchsten und niedrigsten Arbeitslosen-Quote im Jahresdurchschnitt 2022

Auch bei den Landkreisen ist die durchschnittliche Arbeitslosen-Quote in Bayern und Baden-Württemberg am niedrigsten. Am höchsten ist sie in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Zudem zeigt sich eine Tendenz, dass die Landkreise in den neuen Flächenländern eine höhere Arbeitslosen-Quote haben als die Landkreise in den alten Flächenländern. Eine Ausnahme ist das Saarland, dessen Arbeitslosen-Quote über der von Sachsen und Thüringen liegt. Zudem ist Nordrhein-Westfalen gleichauf mit Thüringen (jeweils 5,2 %).

Wie bei den kreisfreien Städten sind auch bei den Landkreisen deutliche Unterschiede innerhalb der Länder festzustellen. Die größte Spannweite gibt es in Brandenburg, wo die Arbeitslosen-Quote von 3,7 % im Landkreis Dahme-Spreewald bis 9,6 % im Landkreis Uckermark reicht. Zu beachten ist dabei, dass die Arbeitslosen-Quote innerhalb eines Landkreises (d.h. im Vergleich der einzelnen kreisangehörigen Städte und Gemeinden) ebenfalls heterogen sein kann.

Niedrigste, durchschnittliche und höchste Arbeitslosen-Quote der Landkreise (LK) im Jahresdurchschnitt 2022 im Ländervergleich